Hilfen aus einer Hand
Das Angebot „Hilfen aus einer Hand“ setzt sich aus einer Vielzahl von Leistungen der Hilfen zur Erziehung nach § 27 SGB VIII zusammen und bietet einen Betreuungsumfang von 8 Plätzen für junge Menschen zwischen 3 und 16 Jahren. Im Detail beinhaltet das Angebot einzelne Aspekte folgender Leistungen:
- 31 SGB VIII Sozialpädagogische Familienhilfe
- 32 SGB VIII Hilfe zur Erziehung in einer Tagesgruppe
- 35 SGB VIII Hilfe zur Erziehung, intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung
- 35a SGB VIII Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche
- 41 SGB VIII Hilfe für junge Volljährige, Nachbetreuung
Besonders geeignet ist das Angebot „Hilfen aus einer Hand“ für junge Menschen und deren Familien, wenn:
- beim Kind oder Jugendlichen eine Symptomatik vorliegt, die eine zusätzliche therapeutische Betreuung erforderlich macht (bspw. seelische Behinderung im Rahmen des Paragraphen 35a SGB VIII), die also durch ein allein pädagogisches Setting nicht bearbeitbar ist,
- eine Mehrfachsymptomatik vorliegt und eine parallele Behandlung „aus einer Hand“ sinnvoll erscheint,
- die Indikation für eine stationäre Aufnahme (bspw. im Rahmen des § 34 SGB VIII Heimerziehung) eigentlich erfüllt wäre, aber durch die Betreuung in „Hilfen aus einer Hand“ eine zukünftige stationäre Aufnahme vermieden werden kann,
- Schwerpunkte der Problematik in der familiären Konstellation liegen, die einen familientherapeutischen Zugang erfordern und
- die Handlungskompetenzen der Eltern ein intensives Training zum Umgang mit den Störungen des Kindes / Jugendlichen erfordern.
Die Installation der Hilfe erfolgt ausschließlich über das zuständige Jugendamt mit einem Antrag auf Hilfe zur Erziehung nach § 27 SGB VIII durch die Sorgeberechtigten. Die Dauer und Ziele der Hilfe werden durch den Hilfeplan festgelegt.
Eine weitere Besonderheit des Angebotes „Hilfen aus einer Hand“ stellt die multiprofressionelle Zusammensetzung des Teams aus pädagogischen und psychologischen Fachkräften dar.
Sozialpädagogische Schwerpunkte
Wir orientieren uns an der ganzheitlichen Erziehung von leistungs- und verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen zur Förderung der Persönlichkeit in allen Bereichen. Zu den methodisch konzeptionellen Schwerpunkten unserer Arbeit gehören Konsequenz, Kontingenz und Konsistenz.
Unsere Strukturen bieten entsprechend dem Entwicklungsstand des Kindes / Jugendlichen die Grundlage für:
- die Schaffung eines verlässlichen und empathischen Rahmens,
- das Erarbeiten und Erlernen von Alltagsbewältigung wie
- Mittagessen, Hausaufgabenzeiten,
- Freizeitgestaltung, Ruhezeiten,
- Körperhygiene, Hinweise zur medizinischen Versorgung, hauswirtschaftliche Tätigkeiten,
- eine Alltagsgestaltung und Zeitstrukturierung,
- die Gestaltung des eigenen Arbeitsbereiches und der Gruppenräume,
- die Unterstützung bei Terminen außerhalb unseres Hauses,
- die Einbindung in Vereine, Verbände und die offene Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit den Eltern,
- die Arbeit mit der Herkunftsfamilie durch
- das Angebot von regelmäßigen Gesprächen im Wechsel in der Gruppe bzw. im häuslichen Umfeld,
- Beratungsangebote,
- die aktive Einbindung der Eltern und
- eine unverzügliche Krisenintervention.
Ein breites Spektrum und die Mitbestimmung an Freizeitgestaltung und Projekten ermöglichen den Kindern und Jugendlichen ihre Interessen, Neigungen und Hobbys zu finden und ihnen nachzugehen. Zusätzlich werden Angebote, die sich aus anderen internen und externen kulturellen Bereichen ergeben für eine intensive und interessenbezogene Freizeitgestaltung genutzt.
Der Tagesverlauf gestaltet sich durch vielfältige, auch individuell abgestimmte methodisch pädagogische Arbeit der Erzieher*innen sowie der psychologischen Fachkraft. Einen greifbaren Bezug zur Selbsteinschätzung und zum eigenen Wollen wird in regelmäßigen Gruppenkonferenzen, unter Anleitung eines Erzieher*innen-Teams, gewonnen. Den Rechten und Wünschen der Kinder und Jugendlichen wird durch ein kooperativ-partizipatives Klima entsprochen.
Partizipation ermöglicht, dass die Kinder und Jugendlichen Ansprüche ausdrücken und Rechte einfordern können. So wird das Verständnis für viele Situationen des Alltags und deren Verknüpfungen sowie die Bereitschaft, sich aktiv für Verbesserungen einzusetzen, geweckt. Um bei den Kindern und Jugendlichen Persönlichkeit zu entwickeln bzw. zu stärken, werden ihnen Entscheidungsfreiräume eingeräumt, soziale und kommunikative Kompetenzen gefördert und ihre Beziehungs- und Konfliktfähigkeit unterstützt. Die Kinder werden in die Planung und Organisation von gemeinsamen Festen und Traditionen eingebunden.
Elternarbeit
Regelmäßig aufsuchende, informelle und beratende Kontakte und eine intensiv systematische Elternarbeit sind erforderlich, um Arbeitsergebnisse zu festigen. Sie sind zentrales Element der Arbeit der Gruppe „Hilfen aus einer Hand“.
In den täglichen Übergabegesprächen mit den Eltern werden die unterschiedlichen Lebensbereiche der Kinder und Jugendlichen (Familie, Schule, Kita u. ä.) durch einen gegenseitigen Informationsaustausch verknüpft, um auf aktuelle Entwicklungen umgehend reagieren zu können. Die Übergabe kann auch dazu genutzt werden, um kurze pädagogische Sequenzen mit dem Kind einzuüben. Die Eltern haben darüber hinaus die Möglichkeit, telefonisch Kontakt zu den Fachkräften herzustellen.
Alle ein bis zwei Wochen finden längere systematische Elterngespräche im Wechsel in der Einrichtung oder in der Familie statt. Auf Basis der Vorklärung und entsprechend des Therapieplanes werden die Elterngespräche geplant. Die konkreten Inhalte orientieren sich auch an der aktuellen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien sowie den Zielen des aktuellen Hilfeplanes.
Schwerpunkt der Elterngespräche sind die jeweils durchgeführten pädagogisch-therapeutischen Programme, das innerfamiliäre Beziehungssystem, die Erziehungsnormen und -methoden der Eltern sowie die Klärung von aktuellen Konflikten und deren Bewältigung.
Bei persönlichen oder ehelichen Problemen der Eltern spielen auch die Ressourcen der psychologischen Fachkraft eine wichtige Rolle. In Koordination mit anderen Fachkräften wird hier versucht, der Familie die bestmöglichen Hilfen anzubieten.
Hospitationen der Bezugserzieher*innen in der Familie stellen das zentrale Arbeitsinstrument dar. Entscheidend ist, dass die Eltern über ihre positiven Erfahrungen in der vorherigen Phase die Gewissheit gewinnen, sicher intervenieren zu können. Mit der Rückführungsphase in den familiären Alltag ist die Gefahr des Rückfalls in angestammte Verhaltensmuster und alte Problemverhaltensweisen verbunden. Um hierauf angemessen reagieren zu können, ist die Anwesenheit einer Fachkraft in der Familie von großer Wichtigkeit. Gegebenenfalls ist es wichtig, eine neue Alltagsstruktur für den Familienalltag zu erarbeiten (z.B. Morgensituation, zu Bett gehen, Essensituation, Hausaufgaben etc.), da oft fehlende Strukturen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome der jungen Menschen eine wichtige Rolle spielen. Es ist zielführend, hierbei möglichst mit der gesamten Familie zu arbeiten und Schritt für Schritt immer wieder verbindliche Veränderungen zu vereinbaren.
In der Ablösephase werden die systematischen Elterngespräche zudem weitergeführt. Zusätzliche Themen in dieser Phase sind die schrittweise Übergabe der Verantwortung der Eltern für schulische Belange sowie für die Vereinsintegration, Freizeitbeschäftigungen und die Koordination eventueller fortlaufender Fördermaßnahmen. Bei Bedarf wird eine Nachbetreuung innerhalb des Familiensystems geleistet.
Die Beendigung des Angebotes „Hilfen aus einer Hand“ erfolgt einzelfallorientiert und in Absprache mit dem zuständigen Jugendamt. Sie kann in Kooperation aller am Hilfeplan Beteiligten erfolgreich abgeschlossen werden, wenn das Ziel, dass der junge Mensch selbständig ohne fremde Hilfe in der Familie leben kann, erreicht ist. Eine vorzeitige Beendigung bei Nichteinhaltung der Mitwirkungspflicht ist möglich.
Unsere Einrichtung
Wo sind wir?
Haus 5 / Turmcarré
Hilfen aus einer Hand
Ansprechpartner: Frau E. Karstädt
Stettiner Straße 5b
17291 Prenzlau
Telefon: 03984 – 83 49 146
Fax: 03984 – 83 49 148
Mail: haeh@igfrauen.de
Eine Einrichtung in Trägerschaft der IG Frauen und Familie Prenzlau e.V.